Die DDR war mehr als eine Diktatur. Besonders die Anfänge waren verbunden mit Hoffnungen auf Kommunismus, Antifaschismus und Befreiung des Menschen. Entnazifizierung, Bodenreform und antifaschistische Erziehung waren nicht nur leere Phrasen, sondern Schritte in eine bessere, sozialistische Gesellschaft. Dennoch war die DDR ein autoritäres und repressives System. Soziale Gerechtigkeit war an Anpassung und Zwangskollektivierung gekoppelt; Wer nicht arbeiten wollte, landete im Jugendwerkhof und von sozialer Gleichheit und materiellem Wohlstand mochte angesichts der Privilegien von ParteifunktionäreInnen und der Bedeutung von Westkontakten niemand sprechen. Frauengleichstellung und Internationalismus wurden zwar propagiert, dennoch prägten heteronormative, rassistische und nationalistische Realitäten den Alltag. Wie kann eine Kritik an der DDR aussehen, die deren konstituierende Ideale ebenso ernst nimmt, wie deren antiemanzipatorische Komponenten und Kontinuitäten? Eine Frage, die sich Renate Hürtgen ebenso stellt, wie die nach den Notwendigkeiten einer emanzipatorische Kritik an der DDR.